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Lektion 15: Mehr über Linien

In dieser Lektion werden Sie ein genaueres Verständnis von Kurven und Bögen erlangen, einschließlich einiger Beschränkungen bei Bögen. Sie werden lernen, wie man eine genau horizontale, vertikale oder diagonale Linie zeichnet, was eine nicht durchgehende Linie ist und wie man Linien vereint oder auseinander bricht.


Wie Sie wissen, zeichnet man eine Linie, indem man die Position von Knoten bestimmt und den Computer die Form einer ebenmäßigen Linie, die durch sie geht, berechnen läßt. Die Ebenmäßigkeit ist wichtig. Betrachten Sie das Beispiel auf diesem Bild:

Die Position der Knoten ist in jedem Fall die gleiche, die linke Abbildung ist jedoch ebenmäßig, während die rechte eine scharfe Ecke hat. Der Grund dafür ist, daß die Figur links aus einer Linie besteht und die Figur rechts aus zwei Linien, die sich einen Knoten teilen. Merken Sie sich daher beim Zeichnen die Regel:

Wenn Sie eine nicht ebenmäßige „Linie“ zeichnen wollen, zeichnen Sie diese als eine Reihe von ebenmäßigen, zusammenhängenden Linien.

Kurven und Bögen

Glass Eye 2000 unterstützt zwei Arten von Linien: Kurven (genauer gesagt „Spline-Kurven“) und Bögen (genauer gesagt „elliptische Bögen“).

Stellen Sie sich unter Kurven das vor, das am Ende dasteht, wenn Sie eine elegante Linie von Hand mit Bleistift und Papier zeichnen. Sie sehen rechts abgebildet eine Kurve.

 

Ein Bogen ist etwas anderes: Er ist immer ein Kreis oder eine Ellipse oder ein Teil davon. Rechts abgebildet sehen Sie eine Ellipse.

 

Und so kann ein Bogen aussehen.

 

Es werden nur horizontale und vertikale Bögen unterstützt. Ein auf einer schiefen Ellipse basierender Bogen ist unmöglich.

 

Sehen Sie sich nun als ein anderes Beispiel die beiden rechts abgebildeten Linien an.

Jede der beiden Linien geht durch drei Knoten, die beide im gleichen Muster angeordnet sind. Die Linie links ist jedoch eine Kurve und die Linie rechts ein Bogen. Als erster Teil dieser Übung beginnen Sie einen neuen Entwurf und zeichnen dann die beiden abgebildeten Linien. Zeichnen Sie im „Kurve“-Modus entweder durch einen Klick auf die Schaltfläche „Kurve“ auf der Symbolleiste oder mit dem Befehl „Kurve“ aus dem Zeichnen-Menü. Im „Bogen“-Modus zeichnen Sie mit dem Befehl „Bogen“ aus dem Zeichnen-Menü.

Zwischen Kurven und Bögen gibt es einen signifikanten Unterschied: Sind mehr als drei Knoten gegeben, kann man immer eine Kurve aber nicht immer einen Bogen zeichnen, die durch diese Knoten gehen.

Betrachten Sie die vier Knoten in dem Bild rechts. Sie sehen eine ebenmäßige Linie durch die Knoten gehen, aber es ist eindeutig keine alle vier Knoten berührende Ellipse.

 

Wenn Sie durch Verzerren einer Ellipse Knoten mit dieser Konfiguration setzen würden, käme in etwa das, was Sie nebenstehend sehen, dabei heraus. Die Linie ist gezeichnet als eine Reihe von Bögen. Das ist das Beste, das der Computer hinkriegt. Beachten Sie, daß die Linie an der Stelle, an der sie durch den unteren rechten Knoten geht, nicht ebenmäßig ist. Dies illustriert die einzige Ausnahme von der Regel der immer ebenmäßigen Linie: Geht kein ebenmäßiger Bogen durch alle Knoten, gibt es keine ebenmäßige Linie.

 

Es gibt noch eine weitere Komplikation beim Zeichnen von Ellipsen. Betrachten Sie die vier Knoten in der rechts abgebildeten Anordnung. Viele Ellipsen gehen durch diese Punkte.

 

Zum Beispiel diese: Oder diese:

Der Computer wählt willkürlich eine Ellipse aus. Daher kommt vielleicht nicht die Form heraus, die Sie mit der Anordnung der Knoten im Sinn hatten. Es wird daher empfohlen, daß Sie die Knoten oben, unten, links und rechts beibehalten, wenn Sie eine Ellipse neu formen. Zum Beispiel:

Wenn die Knoten auf diese Weise angeordnet sind, gibt es keine Zweideutigkeiten.

Wegen dieser Komplikationen merken Sie sich die Regel:

Benutzen Sie für alle Linien Kurven und nicht Bögen,
es sei denn, Sie sind sich ganz sicher,
daß ein Bogen erforderlich ist.

Horizontale, vertikale und diagonale Linien

Eine genau horizontale, vertikale oder diagonale Linie ist manchmal schwer zu zeichnen. Sie könnten dafür Achsen oder Raster benutzen. Es geht jedoch einfacher mit der Umschalttaste, wie aus Lektion 4 bekannt. Wir wollen dies jetzt versuchen.

Rufen Sie den Befehl „Zeichnen Eigenschaften“ aus dem Zeichnen-Menü auf und vergewissern Sie sich, daß die Zahl der Segmente auf 8 und der Drehwinkel auf 0 eingestellt sind. Mit gedrückter Umschalttaste ist das Zeichnen damit auf die 8 Kompaß-Richtungen beschränkt. Mit einem Klick auf „OK“ verschwindet die Dialogbox.

Mit einem Klick auf die Schaltfläche „Kurve“ auf der Symbolleiste gehen Sie nun in den „Kurve“-Modus. Klicken Sie auf eine beliebige Stelle auf dem Schirm, um den Startpunkt der Kurve zu wählen. Bevor Sie wieder klicken, halten Sie die Umschalttaste gedrückt, während Sie den Mauszeiger in einem Kreis um den Startpunkt bewegen. Sie bemerken, daß die Linie nur horizontal, vertikal oder diagonal sein kann. Wenn die Linie so ist, wie sie sein soll, doppelklicken Sie wie immer, um sie fertig zu stellen.

Linien vereinen

Angenommen, Sie hätten die rechts abgebildete Kurve gezeichnet. Sie sind zufrieden mit der Position der Knoten, Sie möchten die Kurve aber etwas mehr nach rechts gehen lassen. Sie würden gerne einen Knoten irgendwo rechts von der Kurve setzen, aber es gibt keine Möglichkeit, Knoten zu setzen, außer entlang existierender Linien.
 
Sie könnten eine andere Linie zeichnen, die am äußersten rechten Ende der bestehenden Linie anfängt, etwa wie hier abgebildet. Damit wäre die Lösung aber nicht vollständig, weil die sich ergebende „Linie“ nicht ebenmäßig ist. Es handelt sich nämlich nicht um eine, sondern zwei Linien, die an einem Knoten aufeinander treffen.
 
Die beiden Linien müssen zu einer einzigen ebenmäßigen Linie vereint werden. Anschließend würde die sich ergebende Linie so aussehen.

Wir versuchen dies jetzt: Zuerst vergewissern Sie sich, daß die Eigenschaft „Klebrig“ eingeschaltet ist. Indem wir „Klebrig“ einschalten, stellen wir sicher, daß die beiden zu zeichnenden Linien sich einen Knoten teilen. Zeichnen Sie zwei Kurven so, daß der Endknoten der einen Kurve der Startknoten der anderen ist. Sie können so etwas Ähnliches wie die oben abgebildete Form zeichnen oder sich selbst etwas ausdenken.

Nun wählen Sie von jeder Kurve mindestens ein Liniensegment aus. Sie können dazu einen Auswahlrahmen benützen oder die Strg-Taste gedrückt halten, während Sie darauf klicken. Wählen Sie „Linien vereinen“ aus dem Kontext-Menü. Damit „Linien vereinen“ verfügbar ist, müssen Liniensegmente von genau zwei Linien markiert sein. Sobald Sie diesen Eintrag gewählt haben, sind die beiden Linien zu einer Linie vereint.

Manchmal möchten Sie das Entgegengesetzte tun und eine Linie in zwei brechen. Versuchen Sie das jetzt, indem Sie einen der innen liegenden Knoten auf der Linie wählen, und dann den Befehl „Auseinander brechen“ aus dem Ändern-Menü aufrufen.

Nicht durchgehende Linien

Eine herausragende Eigenschaft von Glass Eye 2000 ist, daß die gezeichneten Linien nicht durchgehend sein müssen. Probieren Sie es aus, indem Sie so etwas wie die folgende Kurve zeichnen, die aus drei Segmenten besteht.
 
Wählen Sie nun das mittlere Segment und löschen es. Dies ist das Ergebnis.
 
Sehen Sie, daß die Kurve ihre Form behält, obgleich ein Segment fehlt! Sie sehen eine einzige Kurve, die aus zwei Segmenten besteht. Sie erkennen, daß Sie nicht zwei Kurven haben, daran, daß Sie das nebenstehend abgebildete Ergebnis sehen müßten, wenn das Löschen die Kurve in zwei Teile getrennt hätte. Dies ist jedoch nicht der Fall.

Sie können eine nicht durchgehende Linie leicht wieder verbinden. Eine Möglichkeit ist, einen Knoten quer über die Lücke zu einem anderen zu ziehen. Versuchen Sie das nun: Gehen Sie in den „Picken“-Modus und ziehen einen der mittleren Knoten hinüber zu dem anderen. Wenn „Klebrig“ angeschaltet ist, wird aus den beiden Knoten ein einziger und die Linie geht durch.
Natürlich ist die Linie nicht in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt, weil es jetzt drei Knoten gibt anstatt vier. Um den fehlenden Teil wiederherzustellen, ist ein anderer Vorgang nötig.

Um die Linie nicht mehr durchgehend zu machen, klicken Sie auf die Schaltfläche „Rückgängig“. Überbrücken Sie die Lücke, indem Sie eine Kurve quer darüber zeichnen; Sie haben jetzt zwei auf einander treffende Linien. Markieren Sie die neue Linie und mindestens ein Segment der ursprünglichen Linie, dann wählen Sie „Linien vereinen“ aus dem Kontextmenü. Die beiden Linien werden zu einer und die Kurve ist in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt.

Nicht durchgehende Linien gibt es oft bei Kunst-Glasentwürfen. Wenn Sie sich manche Bildvorlagen ansehen, bemerken Sie es wahrscheinlich. Rechts sehen Sie ein Beispiel. Die Bögen entlang der Außenlinie des Bildes formen einen Kreis, der nicht mehr durchgehend ist, da man einige Segmente entfernt hat.

Schließen Sie Ihren Entwurf, ohne ihn zu speichern.

Umrandungen mit U-Profilen

Die meisten Linien, die Sie zeichnen, sind H-Profile; d.h., die Mitte der Wandbreite liegt auf der Kerndicke. In den Professional und höheren Editionen kann ein U-Randprofil um einen Entwurf gelegt werden. Das folgende Diagramm zeigt den Unterschied:

Umrandung mit H-Profil Umrandung mit U-Profil

Probieren Sie es nun aus, indem Sie einen neuen Entwurf starten und ein Quadrat hinein zeichnen. Legen Sie mit dem Befehl „Eigenschaften der Ansicht“ das Erscheinungsbild der Linien als „Wand und Kern“ fest. Ihr Quadrat sollte etwa so wie das erste Bild oben aussehen. Wählen Sie nun „Einrahmen“ aus dem Ändern-Menü. (Wenn Sie die Standard Edition haben, sehen Sie eine Nachricht, die Sie über Upgrade-Optionen informiert; klicken Sie auf „Weitermachen“, um fort zu fahren.) Der Rand des Quadrats ist nun in ein U-Profil umgewandelt, wie im zweiten Bild dargestellt. Sie können jetzt mit diesen Linien wie mit allen anderen weiterarbeiten. Vergewissern Sie sich, daß die „Klebrig“-Option eingeschaltet ist und versuchen Sie, innerhalb des Quadrats einige Linien von einem Rand zum anderen zu zeichnen.

U-Profillinien sind nur bei Außenlinien verfügbar. Wenn eine Linie keine Außenlinie ist, kann sie nicht in ein U-Profil verwandelt werden, und wenn eine der Außenlinien ein U-Profil darstellt, müssen alle anderen Außenlinien dies auch.

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Nächste Lektion: Versetzen und Größe verändern

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